von Tobias Jochheim
Was dem Bottroper Apotheker Peter S. vorgeworfen wird, sprengt die
Grenzen der Vorstellungskraft. Systematisch soll S., reich geboren
als Spross einer Apotheker-Dynastie, sich auf dem Rücken der
Wehrlosesten immer weiter bereichert haben – indem er Chemotherapien
bewusst unterdosierte, so dass Patienten unnötig litten. Manche
Infusionen enthielten überhaupt keinen Wirkstoff. Von den
Krankenkassen soll S. so 56 Millionen Euro ergaunert haben. Das
menschliche Leid lässt sich nicht in Zahlen fassen, nicht einmal in
Worte. Dass so etwas in unserem Gesundheitssystem möglich ist, ist
der erste Skandal. Der zweite ist, dass der Beschuldigte seit einem
Jahr schweigt, während die Ermittler nur im Schneckentempo
vorankommen. Der dritte ist, wie sehr die Betroffenen – ungezählte
Patienten von 37 Ärzten in sechs Bundesländern – allein gelassen
werden von Aufsichtsbehörden in Region, Land und Bund sowie auch
vielen ihrer behandelnden Ärzte. Deren Versteckspiele hinter
Datenschutz sowie einem angeblichen „Recht auf Nichtwissen“ sind
unwürdig, feige und zynisch.
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