Rheinische Post: Merkels Schicksal ist der Euro

Ein Kommentar von Birgit Marschall:

Die Bundeskanzlerin kämpft derzeit an mindestens zwei Fronten für
den Erhalt des Euro – und damit perspektivisch auch für den Erhalt
ihrer Kanzlerschaft. In der Koalition rumort es, weil Angela Merkel
den Rettungsschirm durch einen technischen Kniff schlagkräftiger
machen will. Und mit Frankreich ist Merkel wenige Tage vor dem
entscheidenden Gipfel am Sonntag überkreuz über den Umfang eines
Schuldenerlasses für Griechenland. Gelingt es Merkel nicht, beide
Probleme noch vor dem Gipfel zu lösen, droht an den internationalen
Finanzmärkten in der kommenden Woche ein weiterer Absturz, dessen
Folgen unkalkulierbar sind. Zu groß sind die Erwartungen der
Kapitalanleger an den Gipfel, die Merkel und der französische
Präsident selbst vor zehn Tagen nach Sarkozys Stippvisite in Berlin
geschürt hatten. Das Ende der Währungsunion, der Zusammenbruch des
Euro und damit auch der Koalition ist wahrscheinlicher geworden. Der
Kredithebel für den Rettungsschirm wird notwendig, weil sein Volumen
schlicht nicht ausreicht, wenn große Länder wie Italien (oder gar
Frankreich) weiter in den Abwärtsstrudel gerieten. Eine
Kreditausfallversicherung, die das Risiko privater Investoren
mindert, das der Steuerzahler aber erheblich ausweitet, ist unschön
und ungerecht, aber immer noch das geringste unter den diskutierten
Übeln.

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