Rheinische Post: Mutbürger Gauck

Joachim Gauck, der frühere Pfarrer, hat in
seiner ersten Rede als Präsident eine frohe Botschaft ausgesendet.
Deutschlands Demokratie ist ein Wunder, sagte er. Und den Mutigen
gehört die Zukunft. Es war eine optimistische Rede, mit der der
72-jährige frühere DDR-Bürgerrechtler, überzeugt von der
demokratischen Kraft des Landes, ins Amt startet. Gauck will der
Mutmacher einer zum Zweifel neigenden Nation sein. Ein Missionar der
Mitwirkung und der Demokratie. „Euer Hass ist unser Ansporn“, drohte
Gauck in der besten Passage den Rechtsextremen. Der Freiheitslehrer
aus Rostock verpasste es aber auch nicht, auf die Kritiker
einzugehen. Die CDU umschmeichelte er mit seinem Lob an die
wirtschaftlichen Errungenschaften der Adenauer-Republik, die SPD
freute sich über seine Anerkennung für die Alt-68er und deren Hilfe
bei der Aufarbeitung der Nazi-Zeit. Den Sozialstaats-Apologeten hielt
Gauck indes klug und entschieden vor, dass ein aktivierender
Sozialstaat ermächtigen, aber nie alimentieren dürfe. Freiheit werde
nur mit sozialer Gerechtigkeit erlebbar. Und: Gauck will die
Unbeteiligten und Politikverdrossenen aufrütteln, Mitwirkung und
Verantwortung als Gencode der Demokratie bewerben. Auch das eine gute
Botschaft. Und eine unbequeme.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Weitere Informationen unter:
http://