Rheinische Post: Neue Volkskrankheit

Ein Kommentar von Birgit Marschall:

mmer mehr Menschen in Deutschland müssen wegen einer psychischen
Erkrankung ins Krankenhaus. Längst führen psychische Störungen durch
Alkoholmissbrauch die Rangliste der 20 häufigsten Diagnosen in den
Kliniken an – sie liegen heute sogar noch vor der Herzschwäche.
Depressionen, Burn-out-Sydrom und Angststörungen – die lädierte
Psyche ist die Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts. Noch sind die
Ursachen nicht zufriedenstellend erforscht, doch häufig sind sie am
Arbeitsplatz zu finden. Zeitnot, Leistungsdruck, Konkurrenzkämpfe,
Alltagsstress im Büro und Umweltbelastungen lösen Krankheiten in der
Seele des Menschen aus, weniger im Körper. Häufiger als Männer sind
Frauen betroffen – dies könnte ein Signal für Überforderung sein,
denn berufstätige Frauen haben oft auch noch Haushalt und
Kinderbetreuung zu bewältigen. 50 Prozent der Betroffenen geben in
einer Patientenbefragung an, zum Zeitpunkt ihrer Einweisung ins
Krankenhaus ein Notfall gewesen zu sein. In solchen Fällen ist die
Klinik sicher die richtige Anlaufstelle. Dass es immer mehr dieser
Notfälle gibt, ist ein Alarmsignal. Die ambulante Behandlung scheint
vielerorts zu versagen. Patienten müssen oft viel zu lange auf einen
geeigneten Therapieplatz warten.

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