Noch gilt die Unschuldsvermutung. Aber die
FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin wird große Schwierigkeiten haben,
die Plagiatsvorwürfe gegen sie aus der Welt zu schaffen. Die
Internet-Plattform „VroniPlag“ hat eindeutige Belege gesammelt, nach
denen die fotogene Europa-Abgeordnete offensichtlich abgeschrieben
hat, ohne die Quellen zu nennen. Eine Todsünde in der Welt der
Forschung und Wissenschaft. Angesichts der Fülle des belastenden
Materials dürften die Tage der liberalen Vorzeige-Politikerin als
Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments gezählt sein. Auch als
stellvertretende Parteivorsitzende beim anstehenden Personalwechsel
der FDP dürfte Koch-Mehrin kaum infrage kommen. Sogar ein vorzeitiges
Ende der politischen Karriere der erst 40-Jährigen scheint möglich.
Die Strenge ist angebracht. Betrug ist Betrug. Das gilt besonders für
jemanden, der sich auf Wahlplakaten in einem titelgläubigen Land mit
dem Doktortitel präsentiert. Sollten sich die Vorwürfe erhärten, muss
Koch-Mehrin schneller handeln als zu Guttenberg, um ihrer
angeschlagenen Partei nicht noch mehr zu schaden. Für die Liberalen
ist bereits ihr jetziges Schweigen ein weiterer Schlag.
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