Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Nutzt es etwas, wenn die Menschen in Deutschland für 60 Sekunden
innehalten? Wenn am Gendarmenmarkt in Berlin die Kerzen brennen? Wenn
1200 geladene Gäste bewegt der von Rechtsterroristen ermordeten Opfer
gedenken? Wird davon auch nur eines wieder lebendig? Hört auch nur
ein Neonazi mit seiner unsäglichen Hetze auf? Ja, es nutzt sogar
viel. Nach den skandalösen Fahndungspannen war es der Staat den
Angehörigen der Opfer einfach schuldig, nicht zur Tagesordnung
überzugehen, innezuhalten und um Verzeihung zu bitten. Wie
durchdacht, entschieden und mitfühlend die Kanzlerin das gemacht hat,
verdient Respekt. Gerade für eine Regierungschefin, der bislang nicht
viel Sinn für Empathie nachgesagt wurde. Es nutzt den vielen
Menschen, die sich trotz ihrer ausländischen Wurzeln für Deutschland
als Heimat entschieden haben und unsere Gesellschaft nicht nur
bereichern, sondern auch zukunftsfähiger machen. Nach der fassungslos
machenden Mordserie brauchten sie diese Botschaft, willkommen zu
sein. Nicht zuletzt nutzt es der übergroßen Mehrheit in unserer
Gesellschaft, sich ihrer Grundüberzeugung zu versichern: Dass die
Menschenwürde unteilbar ist und dass es auf jeden Einzelnen ankommt,
diese zu verteidigen. Um überall den Nährboden auszutrocknen, in dem
perfide Gewalt entsteht.
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