Ein Kommentar von Frank Herrman:
Barack Obama steht am Scheideweg. So wie bisher kann er nicht
weitermachen, das lässt die politische Landschaft nicht zu. Kühne
Reformen, wie er sie anpeilte, als er als Kandidat auf einer Welle
der Begeisterung ins Weiße Haus surfte, sind fürs Erste nicht mehr
drin. Hier und da kann er noch an ein paar Stellschräubchen drehen,
pragmatisch regieren, ein paar Gesetze anschieben, die auch die
Opposition nicht weiter stören. Zumindest 2011 ist der Präsident vor
allem eines: Krisenmanager. Amerika stöhnt unter fast zehn Prozent
Arbeitslosigkeit, kombiniert mit einer Talfahrt der Immobilienpreise,
was bedeutet, dass sich die Nation der Häuslebesitzer unterm Strich
ärmer fühlt. Die Mittelklasse, als amerikanische Erfolgsgeschichte
fast schon ein Mythos, hat Angst vor dem sozialen Abstieg. Obama wird
daran gemessen, ob er den Karren zu Hause aus dem Dreck zieht. Am
heikelsten wird der fiskalische Spagat. Die Regierung muss die
Rekordschulden abbauen, aber nicht so radikal, dass sinkende
Staatsausgaben den stotternden Konjunkturmotor gleich wieder
abwürgen. Barack Obama beim akrobatischen Balancieren auf dem Seil –
vielleicht ist dies momentan das treffendste Bild.
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