Barack Obamas neue Rede an die islamische Welt
ist der Versuch, die demokratischen Blütenträume des arabischen
Frühlings mit etwas zu begleiten, was aussieht wie eine Strategie. Im
Wandel liegen Chancen, liegt Hoffnung, ruft Obama den Skeptikern zu,
dem saudischen Königshaus ebenso wie dem israelischen Premier
Benjamin Netanjahu. Damit ordnet er Amerika dort ein, wo es aufgrund
seiner eigenen Geschichte zu stehen hat: auf der Seite von Menschen,
die alles riskieren für ihre Rechte. Doch eine kühne Vision zu
entwerfen, gar einen neuen Marshall-Plan, das konnte nur eine
„Mission Impossible“ sein. In der praktischen Politik setzt der
US-Präsident nun mal andere Akzente. Er entscheidet von Fall zu Fall,
pragmatisch und durchaus widersprüchlich. Gaddafi forderte Obama
resolut zum Rücktritt auf, aber Assad ließ er lange gewähren, bevor
er Sanktionen verhängte, die eher symbolisch sind. Es ist kein
Zickzackkurs, sondern nüchterne Realpolitik, bestimmt von handfesten
Interessen und der Erkenntnis, dass Amerika die Rolle des
Weltpolizisten weder spielen kann noch spielen sollte. Obama hat
versucht, die Kakophonie ein wenig zu ordnen. Aber er weiß, wirklich
beeinflussen können die USA nicht, was im Nahen Osten geschieht.
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