Rheinische Post: Obamas Symbolik

Barack Obama ist ein Freund telegener Symbolik.
Spricht er über die Re-Industrialisierung Amerikas, lässt er gern ein
paar Metallpressen im Hintergrund arrangieren. Geht es um die
Bildungsmisere, sind besorgt dreinblickende Mütter die Kulisse. Der
Aussöhnung mit der islamischen Welt widmete er sich in Kairo, der
atomaren Abrüstung in Prag hinterm einstigen Eisernen Vorhang. Kein
Wunder, dass es die Publicity-Experten des Weißen Hauses schon für
ein starkes Signal hielten, wo ihr Chef seine Rede über den außer
Kontrolle geratenen Spionageapparat hielt. Im Justizministerium zu
Washington, nicht etwa in Fort Meade, am Sitz der NSA. Es sollte
nachdenklich wirken: Am Pult sollte weniger der Oberbefehlshaber
stehen, mehr der Dozent für Verfassungsrecht, der Obama einst war.
Die Substanz freilich blieb zurück hinter der großen Symbolik.
Interessant immerhin, wie deutlich Mister President den Europäern
versprach, dass ihre Staats- und Regierungschefs nicht mehr belauscht
würden. Bleibt abzuwarten, wie die angekündigten Korrekturen beim
Datensammeln in der Praxis aussehen.

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