Rheinische Post: Piloten lehnen Lockerung derärztlichen Schweigepflicht ab

Die Vereinigung Cockpit (VC) spricht sich gegen
eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht bei Piloten aus. „Das
kann nur jemand sagen, der von der Materie gar keine Ahnung hat“,
sagte der Präsident der Piloten-Gewerkschaft, Ilja Schulz, der in
Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post (Dienstagausgabe). „Wenn
mein Arzt von der Schweigepflicht entbunden ist, werde ich ihm
gegenüber kein Problem ansprechen, weil immer die Angst vorm
Fluglizenzentzug mitschwingt“, sagte Schulz. „Besteht die
Schweigepflicht, kann der Arzt dagegen echte Hilfe anbieten.“ Schulz
lehnte auch eine Fernsteuerung von Flugzeugen in Notfällen ab: „Da
bin ich sehr kritisch. Schauen Sie sich an, wie viele Drohnen die
Militärs verlieren“, sagte er: „Hätten wir diese Verlustzahlen in der
Verkehrsfliegerei, hätten wir ein ernsthaftes Problem.“ Die Luftfahrt
sei „an einem Punkt schwieriger Balance angelangt: An vielen Stellen
unterstützt die Technik, an anderen generiert sie neue Probleme“. Nur
die Piloten im Cockpit hätten „zu jeder Zeit einen vollständigen
Überblick über die Situation im Flugzeug“. Sie müssen nach Schulz–
Ansicht daher auch „die letzte Kontrolle über das Flugzeug“ ausüben
können. Auch der Forderung nach regelmäßigen psychologischen
Untersuchungen für Piloten erteilte der VC-Präsident eine Absage:
„Davon halten unsere Psychologen überhaupt nichts, weil das auch nur
eine Momentaufnahme ist.“ Nach „einschneidenden Erlebnissen, zum
Beispiel Todesfall oder Ehekrise“ könne sich der Zustand eines
Menschen in kürzester Zeit ändern. Schulz: „Viel wichtiger ist die
schon heute etablierte kontinuierliche Betreuung, zum Beispiel durch
die zwei Simulator-Überprüfungen und die eine Flug-Überprüfung im
Flugzeug.“ Wer psychisch instabil sei, falle dabei auf.

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