Rheinische Post: Portugal muss gerettet werden

Kommentar von Antje Höning

Portugal erging es in der Währungsunion wie den unglücklichen
Helden in seiner traditionellen Fado-Musik: Am Anfang stehen große
Sehnsüchte, am Ende tiefe Schmerzen. Das Land, das erst in den 70er
Jahren die Diktatur überwand, trat rasch und mit großen Hoffnungen in
die EU ein. Auch beim Euro war Portugal von Anfang an dabei. Doch
politische Emanzipation und guter Wille reichen nicht, um sich für
eine Währungsunion zu qualifizieren. Portugals Wirtschaft ist
schwach, die gemeinsame Währung lässt es nicht zu, seine Waren über
eine Abwertung attraktiv zu machen. Kurz: Portugal hätte – wie
Griechenland – nie in den Euro-Club aufgenommen werden dürfen. Doch
diese Einsicht kommt zu spät. Im Elfenbeinturm mag man nun raten, die
Währungsunion aufzulösen. Politisch ist das unmöglich. Jetzt muss
Portugal gerettet werden, auch um eine Ansteckung von Spanien zu
vermeiden. Mögen die Stammtische nun nörgeln, dass hierfür deutsches
Steuergeld nötig ist – wir profitieren wie kein anderes Land von der
Währungsunion. Das entbindet die Bundesregierung ja nicht von der
Pflicht, die Webfehler des Euro zu beseitigen. Sie muss endlich eine
Ordnung durchkämpfen, die eine geordnete Insolvenz von Staaten
ermöglicht und auch die Gläubiger zur Kasse bittet. Denn auf Dauer
ist mindestens Griechenland mit den Euro-Hilfen nicht zu retten.

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