Rheinische Post: Problem-Punkte

Ein Kommentar von Gregor Mayntz:

Peter Ramsauer wollte den Verkehrsrowdys schneller an den Kragen
und einen Pfad durch das Dickicht aus Punkten, Vergehen und
Verjährungen schlagen. Hat er das geschafft? Bislang war der Lappen
weg, wer 18 Mal mit Tempo 70 durch die Ortschaft eilte, künftig
passiert das bereits nach acht Vergehen. Bislang durfte nicht mehr
fahren, wer sechs Mal mit Tempo 90 in der Stadt erwischt wurde,
künftig ereilt ihn das Fahrverbot bereits nach Schnellfahrt Nummer
vier. Das spricht dafür, dass Ramsauers Reform das System
zielschärfer macht. Er erkauft sich das mit dem Verzicht auf
Differenzierung. Bislang schnellte das Punktekonto jeweils um sieben
Zähler für den nach oben, wer unter Alkohol den Verkehr gefährdete.
Da war er nach drei Trunkenheitsfahrten seinen Führerschein los.
Künftig darf er sich einmal mehr falsch verhalten. Da bleibt noch
Raum fürs Feintuning. Zudem: Wer nur in der Theorie damit rechnen
muss, künftig nicht erst bei der vierten sondern schon bei der
dritten lebensgefährlichen Raserei seinen Führerschein los zu sein,
dem ist das in der Praxis so lange völlig egal, solange er nur bei
jeder hundertsten erwischt wird. Ohne bessere Kontrolle taugt die
Reform wenig.

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