Der geflochtene blonde Heiligenschein der Julia
Timoschenko darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die einstige
Heldin der Orangenen Revolution in der Ukraine auch eine Sünderin
ist. Ihre sagenhafter Aufstieg im Gasgeschäft in den 90er Jahren ist
wohl kaum mit ganz legalen Mitteln zustande gekommen, und in ihrer
nachfolgenden Karriere als Politikerin hat sie sich auch nicht immer
als lupenreine Demokratin erwiesen. Doch all dies rechtfertigt nicht
den Schauprozess in übelster sowjetischer Manier, den der ukrainische
Präsident Viktor Janukowitsch gegen seine Konkurrentin hat anstrengen
lassen. Das Verfahren ist ein Anschlag auf die ohnehin nur noch
spärlichen Reste von Rechtsstaatlichkeit und politischem Anstand in
der Ukraine. Da wurde nicht Justiz geübt, sondern brachiale Rache.
Die Ukraine hat die großen Hoffnungen, die 2004 mit der Orangenen
Revolution aufgekommen waren, gründlich enttäuscht. Um dem Land nicht
die europäische Perspektive zu verbauen, hat die EU trotzdem weiter
an einer Annäherung gearbeitet. Doch jetzt ist es höchste Zeit, klipp
und klar auf Distanz zu gehen. Was in der Ukraine geschieht, tritt
europäische Werte mit Füßen. Mit einem solchen Regime lassen sich
keine Abkommen schließen.
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