Der blutige Taliban-Überfall auf ein beliebtes
Ausflugshotel bei Kabul wirkt zwar erneut spektakulär. Er sagt aber
in Wirklichkeit wenig aus über die Sicherheitslage in Afghanistan,
können doch Terroristen in einer unübersichtlichen Millionenstadt mit
einem riesigen Einzugsgebiet immer irgendwo zuschlagen – keine
Polizei der Welt könnte das verhindern. Die groß angekündigte
Frühjahrsoffensive der Taliban war bislang ein Fehlschlag, und die
Wahl ausgerechnet eines Naherholungsgebiets für Familien als
Terrorziel wirkt nicht wie ein Beweis von Stärke. Sympathien können
die Taliban mit dieser Attacke, die offenbar ausschließlich
Einheimische das Leben kostete, jedenfalls nicht gewinnen. Welches
Motiv steht also dahinter? Soll der Überfall nur weiter Schrecken
verbreiten? War es blinder Hass auf die „unislamische“ Lebensweise
der Ausflügler? Oder soll der Angriff die Verhandlungen zwischen den
gemäßigten Kräften der Islamisten, der Regierung in Kabul und dem
Westen torpedieren? Darüber lässt sich wegen des komplizierten
Machtgefüges am Hindukusch nur spekulieren. Doch so schrecklich der
Anschlag auch war, so folgenlos wird er letztlich sein. Denn auf die
Übergabegespräche und den Abzugsplan der Nato hat er keine Wirkung.
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