Rheinische Post: Risse im Nato-Bündnis

Das Wahlkampfmanöver des französischen
Präsidenten Hollande, Abzug der Kampftruppen aus Afghanistan entgegen
der Absprachen schon 2012, hat das größte Nato-Treffen aller Zeiten
überlagert. Zwar sind die 3100 Franzosen vorrangig im relativ
friedlichen Westen des Landes eingesetzt. Doch das psychologische
Moment – Nato-Gründungsmitglied Frankreich verlässt frühzeitig den
ungeliebten Krieg – dürfte Nachahmer-Diskussionen auslösen. Kanzlerin
Merkel, die zu Hause ein Jahr vor der Bundestagswahl einer
kriegsmüden Bevölkerung gegenübersteht, soll „not amused“ gewesen
sein. Der jetzt erzielte Kompromiss ist dürftig. Frankreich will an
anderer Stelle aushelfen. Im Klartext: Brunnen bauen statt Taliban
jagen. Der Start des Duos „Merkollande“ ist rumpelig. Durch die
Afghanistan-Debatte wurde zudem die überfällige Neuordnung der Nato
in Zeiten knapper Kassen in den Hintergrund gedrängt. Die Struktur
hängt noch in der Zeit des Kalten Kriegs fest. Teuer und träge die
Ausstattung der Armeen: zu viele Panzer, zu wenig Aufklärungstechnik.
Die Nato braucht mehr Arbeitsteilung und einen soliden finanziellen
Rahmen. Europa könnte voran gehen. Und das Fernziel einer
einheitlichen Armee konkretisieren.

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