Rheinische Post: Schengen-Club

Ein Kommentar von Matthias Beermann:

Das Schengen-Abkommen ist eine feine Sache. Für die 400 Millionen
Europäer, die innerhalb der 25 Mitgliedsstaaten ohne lästige
Passkontrollen herumreisen können. Und für Staaten wie Deutschland,
die geografisch im Zentrum der Schengen-Zone liegen und sich seither
nicht mehr unmittelbar um die illegalen Einwanderer kümmern müssen,
die eine der Außengrenzen der EU überwinden. Denn es sind jene
EU-Mitgliedsstaaten für das Asylverfahren zuständig, über die die
Flüchtlinge zuerst europäisches Territorium erreichen. In
Griechenland funktioniert dieser Mechanismus allerdings nicht mehr.
Das Land bekommt den Ansturm der illegalen Einwanderer, die über die
Türkei kommen, nicht in den Griff. So mancher hierzulande argwöhnt
sogar, die Griechen ließen die Illegalen einfach weiterreisen, unter
anderem auch nach Deutschland. Griechenland deswegen jetzt
aufzufordern, aus dem Schengen-Club auszutreten, ist trotzdem ein
reichlich bizarrer Vorschlag. Richtig ist, dass Athen mehr tun muss,
bei der Grenzüberwachung, aber auch bei der Beschleunigung der
Asylverfahren und der Verbesserung der teils unhaltbaren Zustände in
den Auffanglagern. Aber dabei brauchen die Griechen Hilfe, keine
Vorhaltungen.

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