Rheinische Post: Schuldenschnitt Kommentar Von Antje Höning

Am Tag, als der Schrecken der Euro-Zone als
griechischer Ministerpräsident vereidigt wird, knallen an deutschen
Börsen die Sektkorken. Der Dax erklimmt ein Allzeit-Hoch. Ist die
Euro-Krise jetzt vorbei und Griechenland aus dem Schneider? Nein.
Doch anders als vor fünf Jahren, als die Euro-Krise ausbrach, wurden
die Börsianer nicht überrascht. Sie hatten einen Sieg von Alexis
Tsipras erwartet und schon in die Kurse „eingepreist“. Hinzu kamen
gute Nachrichten aus der deutschen Wirtschaft: Der
Geschäftsklima-Index legte überraschend stark zu. Das trieb die Kurse
weiter hoch. Dabei ist der griechische Patient kränker denn je. Auch
wenn Hellas dank Rettungsschirmen andere nicht so leicht anstecken
kann, bleibt die Währungsunion labil. Die AfD will Griechenland aus
dem Euro werfen, Syriza die Troika aus dem Land – doch simple
Lösungen helfen nicht weiter. Statt dessen muss nun ein Paket
„weicher Schuldenschnitt gegen scharfe Reformauflagen“ her, wie es
2010 schon sinnvoll gewesen wäre. Die Mühen der Ebenen kann den
Griechen auch ein Sozialist nicht ersparen.

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