Ein Kommentar von Detlev Hüwel:
Für ihr Lieblingsprojekt Gemeinschaftsschule braucht die
NRW-Regierung ein Schulgesetz. Das hat ihr das Oberverwaltungsgericht
Münster kürzlich ins Stammbuch geschrieben. Der Trick, die neue
Schulform als „Modellversuch“ zu deklarieren, ist im Fall Finnentrop
gründlich misslungen. Eine flächendeckende Ausweitung der
Gemeinschaftsschule, wie von Rot-Grün angestrebt, ginge allerdings
überwiegend zulasten der ohnehin gebeutelten Hauptschule, die aber
noch von der Landesverfassung abgesichert ist. Soll sie dieses
Privileg verlieren, ginge das nur mit Zweidrittel-Mehrheit im
Landtag, also mit den Stimmen der CDU. Die Union scheint sich seit
ihrem Siegener Parteitag vom März mit der einst als „Einheitsschule“
verteufelten Gemeinschaftsschule zu arrangieren. Sie pocht aber auf
eine Bestandsgarantie für Realschule und Gymnasium. Dafür scheint
jetzt, da Rot-Grün auf die Unterstützung durch die CDU setzt, der
Zeitpunkt günstig zu sein. Ein Schulfrieden rückt daher näher denn
je: Die CDU behält „ihr“ gegliedertes Schulwesen, und Rot-Grün
bekommt freie Bahn für das integrative System. Paradox: Obwohl die
Schülerzahlen rasant abnehmen, steigt das Schulangebot. Eine extrem
kostspielige Lösung, für die auch die CDU teuer bezahlt: Sie büßt ihr
gewichtigstes Wahlkampfthema ein.
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