Ein Kommentar von Reinhold Michels:
Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen und ein
blitzgescheiter Grünen-Politiker, warnt zu Recht vor der modisch
gewordenen Neigung, schwarz-grüne Bündnisse für unverträglich zu
halten wie Feuer und Wasser. Für das Aus der Allianz von CDU und GAL
in Hamburg und dessen Folgen gilt Willy Brandts berühmte
Altersweisheit: „Nichts kommt von selbst, und nur wenig ist von
Dauer.“ Man täusche sich nicht: Weder sind die Grünen so töricht,
sich auf Gedeih und Verderb mit einer SPD zu verbinden, deren Profil
unscharf und deren Volkspartei-Charakter von einer Art ist, dass man
beim Verblassen zusehen könnte; noch wird die CDU so leichtfertig
sein, zu glauben, allein die labile FDP werde ihr zur
Regierungsverantwortung im Bund und in Ländern verhelfen. In Hamburg
zerbricht, was sich 2008 zuversichtlich zusammengefügt hatte, was
jedoch jetzt hauptsächlich dem schwarz-grünen „Klima-Wandel“
(Beispiele: Streit über Kernenergie-Politik, technische Großprojekte
wie Stuttgart 21) zum Opfer fällt. Das Wetter wird sich wieder
ändern, das ist so gewiss wie die Egozentrik von Parteien. Diesmal
stellen die Grünen – ob in Hamburg oder anderswo – Eigen- vor
Gemeinsinn. Sie wollen die Gunst der demoskopischen Stunde für sich
nutzen. Die Bürger durchschauen das. Sie müssen es ja nicht auch noch
honorieren.
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