Die Zahl der Imame, die als Prediger
deutschlandweit in Gefängnissen aktiv sind, ist in den vergangenen
Jahren deutlich gesunken. So sind aktuell rund 110 Imame in den
Haftanstalten bundesweit aktiv, während allein in NRW die Zahl der
Prediger für das Freitagsgebet noch vor drei Jahren mit 117 höher
lag. Dies hat eine Umfrage der in Düsseldorf erscheinenden
„Rheinischen Post“ (Donnerstagausgabe) unter allen 16 Bundesländern
ergeben. Hintergrund für den Rückgang sind vor allem in NRW die vor
einem Jahr eingeführten verpflichtenden Sicherheitschecks für Imame.
Die große Mehrheit der von der Dachorganisation der muslimischen
Türken Ditib entsandten Imame verweigern die Checks. In NRW sind
aktuell noch 25 Imame in den Gefängnissen aktiv – fünf davon von
Ditib beziehungsweise direkt von den Generalkonsulaten entsandt.
Die Sicherheitschecks waren unter der rot-grünen NRW-Regierung vom
damaligen Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) eingeführt worden.
Sein Nachfolger hält daran fest. „Ohne Sicherheitsüberprüfung kommt
bei uns niemand mehr ins Gefängnis. Keiner bekommt einen
Vertrauensvorschuss, auch Ditib nicht“, sagte Justizminister Peter
Biesenbach (CDU) der „Rheinischen Post“. Er betonte: „Wir freuen uns
über jeden, der religiöse Seelsorge anbieten will. Aber wir behandeln
alle gleich.“ In Baden-Württemberg sind mit 24 ähnlich viele Imame
tätig wie in NRW. In Bayern sind 34 Imame und Seelsorger im Einsatz,
17 darunter sind Imame der Ditib. Keine Vorbeter oder andere
Seelsorger finden sich dagegen in den neuen Bundesländern. In
Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und
Thüringen arbeiten keine Imame an Gefängnissen. Grund ist nach
Angaben der Länder, dass kein Bedarf besteht. Im Einzelfall würden
die Gefangenen muslimischen Glaubens zudem von christlichen
Seelsorgern mitbetreut. Auch in Schleswig-Holstein wird kein Imam
mehr in den Haftanstalten eingesetzt. Dafür kümmern sich andere
Seelsorger um die Betreuung der muslimischen Gefangenen.
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