Rheinische Post: Snowdens Mission ist Deutschlands Chance Kommentar Von Gregor Mayntz

Washington hat mit seinem hemmungslosen Abhören
das Vertrauen seiner Verbündeten gründlich zerstört. Die Kanzlerin
als „Ziel“ der Lauschangriffe zeigt, dass es mitnichten um
Terrorabwehr geht, eher um die Arroganz der Macht. Sie verleitet die
US-Dienste dazu, sich irrwitzige Speicherkapazitäten zuzulegen, mit
dem Ziel, die Kommunikation der ganzen Welt abzufangen. Das ist das
Gegenteil von freier Welt. Das ist totalitäres Gedankengut. Ohne
Edward Snowden wüsste die Welt nichts davon. Seine Mission ist
ausweislich der Eindrücke des Grünen-Politikers Hans-Christian
Ströbele, die Amerikaner auf den Weg der Tugend zurückzuführen. Nicht
mehr und nicht weniger sollte Deutschland wollen. Und zwar mit
sicherem Geleit und Aufenthalt für Snowden. Es wäre der erste Schritt
zum Umdenken in den USA: Obama muss die US-Geheimdienste zivilisieren
und braucht dafür eine ungeschönte Bestandsaufnahme. Für einen
Neuanfang wäre Snowden die glaubwürdigste Quelle. Möglicherweise ist
das dessen Strategie: Über Ströbele zurück in den Westen und dann
zurück in seine Heimat, zu seiner Familie. Das zu unterstützen, wäre
für Deutschland provokant und riskant. Aber richtig.

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