Kommentar von Antje Höning
Die Geschichte der Euro-Krise ist auch eine Geschichte der
Wiederholungen. Bisher hat noch jedes Land, das unter den
Rettungsschirm flüchten musste, bis zur letzten Minute geleugnet,
dass es am Ende ist. Nun wehrt sich Spanien gegen die Erkenntnis,
auch wenn der Kapitalmarkt signalisiert: Es ist so weit. Investoren
fordern fast sieben Prozent Zinsen. Das kann kein Staat auf Dauer
tragen, bei diesem Zins waren Irland und Portugal fällig. Auch für
Spanien ist es nun an der Zeit, in Brüssel um Hilfe zu bitten. Doch
Ministerpräsident Rajoy lehnt das ab. Zum Bittsteller wie
Griechenland zu werden, scheint mit dem Stolz der Spanier nicht
vereinbar. Doch Europa hat keine Zeit für Nationalfolklore. Je
schneller sich der spanische Staat helfen lässt, desto schneller kann
er seinen Banken helfen. Das ist auch keine Schande, genau für solche
Fälle ist der Rettungsschirm konzipiert. Zudem ist die spanische
Wirtschaft, anders als die griechische, grundsätzlich
wettbewerbsfähig und kann mit Reformen (vor allem am Arbeitsmarkt)
wieder auf die Beine kommen. Spaniens Finanzminister hat das
verstanden. Mit dem Satz, Spanien stehe die Tür zum Kapitalmarkt
nicht mehr auf, hat er faktisch gesagt: Spanien steht vor der Pleite
und muss unter den Schirm.
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