Spartengewerkschaften wie die Vereinigung
Cockpit, der Marburger Bund oder die Gewerkschaft Deutscher
Lokomotivführer treten deutlich aggressiver in Tarifverhandlungen auf
als die großen Branchengewerkschaften. Das geht aus einer aktuellen
Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)
in Köln hervor, die der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe)
vorliegt. Die Forscher haben die Tarifkonflikte in zwölf Branchen
seit 2000 ausgewertet. Sowohl bei der Konfliktintensität als auch bei
der Länge der Tarifauseinandersetzungen liegen die
Spartengewerkschaften deutlich vor den Branchengewerkschaften. Ein
Beispiel: Während die Branchengewerkschaften durchschnittlich 4,2
Monate benötigten, um zu einem Ergebnis zu kommen, benötigten die
Spartengewerkschaften mit 9,2 Monaten deutlich länger. Die
intensivsten Auseinandersetzungen hatten demnach die Branchen
Schienenverkehr, Krankenhäuser, Luftfahrt und Flugsicherung zu
verkraften – alles Betätigungsfelder von Spartengewerkschaften.
Ausschlaggebend für die Konfliktbereitschaft ist den IW-Forschern
zufolge, ob es um ein Sachthema oder – wie etwa zuletzt bei der Bahn
– um mehr Einfluss geht. Im zweiten Fall, den die Experten als
Statuskonflikt bezeichnen, treten die Gewerkschaften der Erhebung
zufolge deutlich kampflustiger auf. Sie vergabe für den Einsatz
unterschiedlicher Instrumente wie Warnstreik oder unbefristeter
Arbeitskampf Punkte. Während die Spartengewerkschaften in einem
normalen Tarifkonflikt demnach auf eine Konfliktintensität von elf
Punkten kamen, lag diese bei Statuskonflikten mit 45,5 Punkten um
mehr als viermal so hoch.
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