Rheinische Post: Ticket-Steuer floppt

Ein Kommentar von Thomas Reisener:

Kaum ist die Ticket-Steuer eingeführt, bestätigen sich sämtliche
Befürchtungen: Touristen mit kleinem Geldbeutel verzichten auf
Flugreisen, grenznahe Flughäfen verlieren ihre Passagiere ans Ausland
und die ersten Fluglinien dampfen ihr deutsches Angebot ein. Der
Finanzminister beschwichtigt: Nach sechs Monaten könne man die
Konsequenzen noch gar nicht beurteilen. Das stimmt aber nicht. Die zu
erwartenden Konsequenzen sind schon seit über zwei Jahren bekannt.
Damals haben die Niederländer eine Ticket-Steuer im Alleingang
versucht. Das Ergebnis war ein Desaster. Die Fluggäste liefen in
Scharen davon. Auch nach Düsseldorf, wo der Flughafen massiv von dem
Experiment in der Nachbarschaft profitiert hat. Dem Steueraufkommen
von 261 Millionen Euro standen in den Niederlanden unternehmerische
Einnahmeverluste in Milliardenhöhe gegenüber, die zu Steuerausfällen
an anderer Stelle führten. Für den Fiskus blieb nichts übrig. Und so
schafften die Niederländer ihre Ticket-Steuer nach einem Jahr
frustriert wieder ab. Steuerliche Insellösungen machen im vereinten
Europa keinen Sinn. Wenn es Minister Schäuble nicht gelingt, sie
europaweit zu verankern, muss er seinen Fehler eingestehen und die
Ticket-Steuer wieder einkassieren.

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