Wenn Politik mit der Betrachtung der Realität
beginnt, reift der griechische Regierungschef Alexis Tsipras
allmählich zum ernst zu nehmenden Politiker. Eingezwängt zwischen die
Erwartung seiner linken Anhänger und der Unnachgiebigkeit der
Euro-Finanzminister versucht der Athener Ministerpräsident, erste
zaghafte Ansätze zu einem echten Reformpaket vorzulegen. Seinen
präpotenten Finanzminister hat er zurechtgestutzt und einen
Pragmatiker in die Verhandlungsgruppe berufen. Die eigenen Anhänger
hält er mit einem Referendum in Schach. Ein gewisses politisches
Geschick kann man dem Links-Politiker nicht absprechen. Doch viel
gewonnen ist für die Griechen noch nicht. Die Kapriolen nach dem
Regierungswechsel haben die Wirtschaft abstürzen lassen. Es fehlen
eine entschlossene Unternehmerschaft und motivierte Beschäftigte, die
zupacken. Griechenland ist nicht die USA, wo Optimismus auch in der
Krise zum nationalen Inventar zählt. Wenn Athen bei Renten und Löhnen
einlenkt, braucht es unsere Hilfe. Auch über einen Schuldennachlass
muss man dann reden.
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