Rheinische Post: US-Bankrott

Ein Kommentar von Antje Höning:

Die Drohung von US-Finanzminister Timothy Geithner klingt
dramatisch: Wenn der Kongress der Regierung nicht erlaube, höhere
Schulden zu machen, drohe der Staatsbankrott. Die Börsen reagierten
gelassen. Kein Wunder, sie wissen aus Erfahrung, dass der Kongress
bisher stets die Schuldengrenze angehoben hat, wenn es nötig war.
Geithner wollte mit seiner Drohung den Abgeordneten nur klar machen,
dass eine Anhebung mal wieder angebracht sei. Dies zeigt, nebenbei,
dass Schuldengrenzen nichts wert sind, wenn der Schuldensünder am
Ende selbst über die Folgen entscheiden darf, die seine
Misswirtschaft nach sich zieht. Gleiches hat Europa mit seinem
zahnlosen Maastricht-Pakt erlebt. Die USA werden nicht pleitegehen.
Für die Supermacht, deren Währung bei aller Schwäche noch immer eine
Reservewährung der Welt ist, gelten andere Spielregeln. Die
amerikanische Defizitquote ist höher als die von Griechenland. Die
Schuldensumme ist gigantisch. Dennoch hat Washington anders als Athen
kein Problem, sich Geld am Kapitalmarkt zu besorgen. Zins- und
Tilgungslast drücken gleichwohl auch die Amerikaner. Deshalb ist das
Sparpaket von Präsident Obama dringend nötig, auch wenn er damit
weiter an Popularität verliert.

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