Rheinische Post: Verdi sollte nicht das Maß verlieren

Die Bürger müssen es auch einmal aushalten,
dass Staatsdiener für höhere Löhne auf die Straßen gehen, dass der
Müll nicht abgeholt wird, Kitas geschlossen bleiben und die
Bushaltestellen verwaist bleiben. Selbstverständlich ist das für die
Betroffenen nervig. Aber all das gehört zu Recht zu
Tarifverhandlungen. Nur so ist sichergestellt, dass die Beschäftigten
am Verhandlungstisch als ebenbürtige Verhandlungspartner und nicht
bloß als Bittsteller auftreten. Allerdings müssen die Gewerkschaften
bei all dem auch immer ein Gefühl für das rechte Maß haben. Verdi und
Beamtenbund liegen mit ihrer Forderung von insgesamt 7,1 Prozent
deutlich über dem, was Arbeitnehmer zuletzt in so wirtschaftsstarken
Branchen wie der chemischen Industrie verlangt haben. Der
Nachholbedarf, von dem Verdi seit der Umstellung vom
Bundesangestelltentarif auf den Tarifvertrag für den öffentlichen
Dienst spricht, ist schon längst nicht mehr so groß, dass er solch
enorme Forderungen rechtfertigt. Entsprechend verschnupft reagieren
die Arbeitgeber, die von einer unangemessenen Beeinträchtigung durch
die Streiks sprechen. Man kann sie verstehen. Verdi und Beamtenbund
sollten zu realistischen Forderungen zurückfinden

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2621

Weitere Informationen unter:
http://