Rheinische Post: Vermeidbare Staus Kommentar Von Martin Kessler

Wer gestern in einem der rund 300 Kilometer
langen Staus festsaß, hatte genug Zeit, über die Verkehrspolitik und
sein eigenes Verhalten nachzudenken. Das Rheinland und das Ruhrgebiet
drohen unter der Verkehrslast zu ersticken, weil jeden Tag
Hunderttausende Autofahrer ihren Weg zur Arbeit suchen. Die
Riesenstaus sind das Ergebnis gleich mehrerer politischer Fehler.
Zunächst haben NRW und der Bund das Straßensystem jahrzehntelang
vernachlässigt. Die fälligen Renovierungen verengen die Verkehrsadern
und führen nicht selten zum völligen Infarkt. Hier rächt sich eine
wenig vorsorgende Politik. In gleicher Weise fördert die hohe
Entfernungspauschale die Tendenz, bei beruflichen Wechseln nicht
umzuziehen. Als Folge arbeitet jeder zweite Beschäftigte nicht an
seinem Wohnort. Schließlich ist die Benutzung der Straßen für Lkw zu
billig und für Autofahrer kostenlos. Alternative Verkehrsträger wie
die Bahn kommen deshalb nicht in Betracht, selbst wenn nicht
gestreikt wird. Eine klügere Politik hätte das alles vermeiden
können.

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