Rheinische Post: Warnung an EZB, Kommentar von Antje Höning

Die Preise sind im Dezember um 1,7 Prozent
gestiegen. Auf den ersten Blick scheint das kein Grund zur Aufregung
zu sein. Schließlich haben die deutschen Verbraucher in den 70er
Jahren schon Inflationsraten von sechs Prozent erlebt. Zudem ist es
üblich, dass im Aufschwung die Preise steigen. Wenn die Wirtschaft
brummt, fragt sie mehr Energie und Arbeitskräfte nach. Das treibt
Löhne und Ölpreise, was die Betriebe an ihre Kunden weitergeben. Ist
die Inflation also nur lästige Begleiterscheinung des erfreulichen
Aufschwungs? Nein. Sie ist Trendwende und Mahnung zugleich. 2009
waren die Preise stabil. Das hat es der Europäischen Zentralbank
(EZB) erlaubt, Milliarden in den Markt zu geben, um Banken und
Anleger zu beruhigen, die durch Finanz- und Euro-Krise aufgeschreckt
waren. Nun nähert sich die Inflationsrate rasant der Marke von zwei
Prozent, ab der die Preisstabilität in Gefahr ist. Es wird höchste
Zeit, dass die EZB den Ankauf von Staatsanleihen stoppt und den
Leitzins erhöht. Damit macht sie zwar Euro-Sündern das Leben
schwerer; doch dieses Problem muss die Politik lösen, die es durch
die falsche Konstruktion der Währungsunion auch verursachte.
Wichtigste Aufgabe der EZB ist es, für stabile Preise zu sorgen.

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303