Wie die Union auf das Phänomen AfD reagieren 
muss, wird von Seehofer und Merkel unterschiedlich eingeschätzt: Für 
ihn gilt das Mantra von Franz-Josef Strauß, wonach es rechts von der 
Union keine andere demokratische Partei geben dürfe. Merkel dagegen 
meint, die Union stabilisiere ihre Macht am besten in der Mitte. Den 
Verlust von konservativen Wählern an die AfD nimmt sie bisher als 
Kollateralschaden hin. Allerdings ist auch den Strategen im 
Konrad-Adenauer-Haus längst klar, dass die AfD dauerhaft konservative
Stimmen abziehen kann. Merkel hat daher im CDU-Präsidium die Devise 
ausgegeben, die AfD inhaltlich zu stellen. Als Kurskorrektur wollte 
sie das nicht verstanden wissen. Doch auch Merkel wird ab jetzt 
wieder mehr konservative Wähler ansprechen. Was Seehofer also 
gewinnen will, ist unklarer denn je. Denn fest steht: Mit jedem Tag, 
den der Streit andauert, verliert die Union insgesamt an Rückhalt, in
Umfragen geht es für sie abwärts. Nach dem vorläufigen Ende der 
Flüchtlingskrise wissen viele Bürger mit diesem Schwestern-Streit 
erst recht nichts mehr anzufangen. Sie reagieren mit Ablehnung. Das 
müsste Seehofer eine Warnung sein. Denn wenn zwei sich streiten, 
freut sich die Dritte: die AfD.
Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion
Telefon: (0211) 505-2621