Diese Koalition ist wie Westerwelle: Noch im
Amt, aber gefühlt längst am Ende. FDP-Chef Philipp Rösler hat dafür
gesorgt, dass „AA“ derzeit sowohl für „Auswärtiges Amt“ als auch für
„Auf Abruf“ steht. Möglicherweise versprach sich Rösler persönliche
Vorteile, wenn er, selbst glücklos, als Zupackender erscheint, der
seinen Außenminister zur Korrektur der Libyen-Tonlage bewegt und ihn
als Minister auf Bewährung hinstellt. Doch ein Parteichef, der den
eigenen Minister schwach wirken lässt, schwächt sich selbst. Warum
macht er das? Eine Antwort: Westerwelle soll den Liberalen noch einen
letzten Dienst erweisen und das absehbare FDP-Debakel bei den
nächsten Wahlen aufgeschultert bekommen. Eine andere Antwort: Es ist
der vorsichtige Versuch, zur falschen Libyen-Politik auf Distanz zu
gehen, die ja die Kanzlerin genau so zu verantworten hat. Das Problem
für Rösler: Mögliche Nachfolger Westerwelles haben sich hier
ebenfalls nicht wahrnehmbar mit Ruhm bekleckert. Für eine Ablösung
bräuchte er weitere Begründungen. Deshalb könnte Westerwelles
Bewährungszeit noch lange währen. Schließlich braucht die
„Fast-Drei-Prozent“-FDP Anlässe zur Hoffnung. Kohl und Genscher
galten auch schon als Gestrauchelte – und wurden danach zu
Aktivposten. Aber hat Westerwelles dieses Format?
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