Rheinische Post: Winterkorn profitiert von schwachem Verhör Kommentar Von Jan Drebes

Ein Vorstandsvorsitzender des wichtigsten
deutschen Unternehmens mit mehr als einer halben Million
Beschäftigten weiß um seine Macht. Martin Winterkorn hatte zu seiner
Zeit als VW-Chef kaum etwas von Bundestagsabgeordneten zu befürchten.
Und diese bittere Feststellung gilt offensichtlich heute noch –
wohlgemerkt nach dem Auffliegen des größten Skandals in der
Konzerngeschichte, nach Winterkorns glanzlosem Abgang wenige Tage
später, nach etlichen Untersuchungen und Schuldzuweisungen. Der
Auftritt des heutigen Ruheständlers vor dem Untersuchungsausschuss
des Bundestages jedenfalls dürfte ganz nach Winterkorns Geschmack
verlaufen sein. Er konnte die – alles andere als glaubwürdige –
Botschaft platzieren, im Vorfeld nichts von den Manipulationen bei
den Abgaswerten der Dieselfahrzeuge gewusst zu haben. Und immer wenn
es kritisch wurde, durfte er unter Berufung auf ein laufendes
Verfahren der Staatsanwaltschaft die Aussage verweigern. Zudem half
es Winterkorn, dass die Abgeordneten bei ihren Fragen ins Straucheln
gerieten, sich als Laien in Technikfragen darstellten, ihm schlicht
kaum gewachsen waren. Ein schwaches Verhör und eine vertane Chance
für mehr Aufklärung.

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