Ein Kommentar von Gregor Mayntz:
Brückenbauen, auch zwischen den Generationen, die Integration
betonen. Das ist in Reden deutscher Bundespräsidenten beileibe nicht
neu. Aber bei Christian Wulff hat es einen anderen Hintergrund. Er
zieht als vergleichsweise junger Familien-Präsident ins Amt und kann
darauf verweisen, als niedersächsischer Regierungschef die erste
Muslimin in Deutschland zur Ministerin gemacht zu haben. Der Mann
redet also nicht nur wohlfeil daher. Indem er von den leuchtenden
Augen des Vaters seiner türkischstämmigen Ministerin erzählte, sorgte
er dafür, dass das auch gehörig deutlich wurde. Und er wusste, wie er
am überzeugendsten mit dem Brückenbauen beginnen muss: mit einer
Verbeugung gegenüber seinen Mitbewerbern Joachim Gauck und Luc
Jochimsen. Wulff unterlegte seine Rede zudem mit einer optimistischen
Grundmelodie. Es ist ja tatsächlich an der Zeit, die Litanei der
düsteren Mahnungen vor den Folgen einer überalterten Gesellschaft um
einfache und frische Sätze zu ergänzen: Weniger fragen, wie alt
jemand ist, sondern erkennen, wie jung viele geblieben sind. Wie Bob
der Baumeister kommt Wulff, der Wohlfühler, daher: Deutschland, das
schaffst du schon! Damit trägt Wulff auch dazu bei, dass die Dramatik
seiner Wahl bald vergessen ist und die Blessuren, die sich die
Kanzlerin dabei zuzog, weniger schmerzen.
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