Rheinische Post: Zeitbombe Korea

Das Gefecht um eine südkoreanische Insel ist
der schwerwiegendste Zwischenfall seit dem Ende des Koreakriegs 1953.
Denn die Gefahr wächst, dass die militärische Eskalation irgendwann
nicht mehr zu stoppen ist. Der Beschuss der Nordkoreaner kommt im
Grunde bereits einer Kriegserklärung gleich. Warum spielt das
gespenstische Regime in Pjöngjang derart leichtsinnig mit dem Feuer?
Innenpolitische Gründe sind denkbar: Vielleicht will Diktator Kim
Jong Il mit dieser Machtdemonstration seinem Sohn den Weg als
Nachfolger ebnen. Dazu passt die überraschende Präsentation einer
bislang geheimen Anlage, die wohl zur Herstellung von Atomwaffen
dient. Der gestrige Übergriff, dem im März die Versenkung einer
südkoreanischen Korvette vorausging, könnte aber auch bloße
Erpressung sein: Der ausgeblutete Norden steht erneut vor einer
Hungerkatastrophe. Will er so internationale Hilfe erzwingen? Die
Chinesen sind die Einzigen, die das unberechenbare Regime mäßigen
können. Das ist jetzt dringend nötig. Gefragt sind auch die USA: Sie
müssen ihren Partner Südkorea beruhigen. Und die internationale
Gemeinschaft hat zu entscheiden, wie sie die Zeitbombe Nordkorea
entschärfen will. Sie wird den Druck trotz aller Risiken verschärfen
müssen.

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