Von Sören S. Sgries
Auf diesen Prüfbericht hätte der Gesundheitsminister bestimmt gut
verzichten können. Just einen Tag, nachdem Daniel Bahr versuchte,
seine Idee einer privaten Krankenversicherung für alle schmackhaft zu
machen, wird das Projekt torpediert. Wenn auch indirekt. Denn
natürlich geht es im Bericht in erster Linie um Missstände bei den
Gesetzlichen Krankenkassen – nicht etwa bei den Privaten. Doch die
Schuld an dieser „Rosinenpickerei“ vor allem den Kassen anzulasten,
wie Bahr es versucht, greift zu kurz. Schuld ist das System, genauer:
Der Wettbewerb im Gesundheitssystem.
Momentan sind die Kassen gezwungen, Finanzlöcher mittels
Zusatzbeitrag zu stopfen. Nutzen sie dieses Mittel, könnten sie
jedoch Beitragszahler vergraulen und die Misere verschlimmern. Also
setzen sie lieber früher an und halten die Risiken klein. Das ist
wirtschaftlich nachvollziehbar. Doch um „Wirtschaftlichkeit“ geht es
in Gesundheitsfragen nicht, sondern um Solidarität. Kranke und Alte
hängen lassen? Das wird zu Recht als grundfalsch angesehen – und
trotzdem gibt es Anreize, um Gesunde und Wohlhabende aus dieser
Gemeinschaft zu locken. Ein rein privates Kassenwesen, effektiv durch
Wettbewerb, wie es Bahr vorschwebt, funktioniert nur für die
Gesunden. Den Beleg dafür hat er jetzt.
Pressekontakt:
Rhein-Neckar-Zeitung
Dr. Klaus Welzel
Telefon: +49 (06221) 519-5011
Weitere Informationen unter:
http://