Die Rhein-Neckar-Zeitung kommentiert den
Flüchtlingsstrom aus Tunesien: „Europa hat von Nordafrikas Autokraten
und der „Stabilität“, die sie versprachen, mehrfach profitiert, nicht
nur mit Blick auf Israel. Das zeigen die Flüchtlingsströme, die nun
wieder verstärkt an den Gestaden der europäischen „Festung“ ankommen.
Doch kann es bei einer Abschottung nicht bleiben. Daher geht die
italienische Idee, mit eigener Polizei in Tunesien die Grenzen zu
sichern, in die völlig falsche Richtung. Die Ordnung dort ist
zusammengebrochen. Aber dass die Probleme mit dem Sturz des Despoten
nicht aufhören, sondern erst anfangen, erlebt auch Ägypten dieser
Tage. Europa muss dabei helfen, eine Lösung zu finden. Durch Hilfen
vor Ort, wo Politik, Justiz, Wirtschaft und Medien wieder aufgebaut
werden müssen. Aber auch, indem junge, strebsame Leute hier Know-How
erlernen können, von dem ihre Heimat profitieren wird. Der Zustrom
aus Tunesien ist plötzlich angeschwollen – eine Folge der
revolutionären Ereignisse. Seit Jahren aber war der südliche
Mittelmeerraum vor allem Transitregion für eine konstante
Wanderungsbewegung aus Schwarzafrika. Auch dort wäre eine stabile
Entwicklung für eine wirtschaftliche Perspektive das beste Mittel, um
Menschen von den oftmals tödlichen Risiken einer Flucht übers Meer
abzuhalten. Doch ist sie südlich der Sahara noch weiter entfernt als
im Maghreb.“
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Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
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