Zwischen Nordkorea und den USA droht nach
Ansicht eines deutschen Raketen-Experten keine nukleare Eskalation.
„Selbst wenn Nordkorea tatsächlich Atomwaffen hätte, wäre es nicht in
der Lage, sie einzusetzen“, sagte Robert Schmucker im Interview mit
der Rhein-Neckar-Zeitung (Heidelberg, Donnerstagausgabe). Kim Jong Un
fehle „jegliche Erfahrung im Umgang mit solchen Waffen“, so der
emeritierte Professor für Raketentechnik an der TU München. „Dem
Regime geht es mit den Raketen in etwa so, wie jemandem, der ein
Kampfflugzeug bekommen hat, aber noch nie selber geflogen ist.“
Anders als die USA habe Nordkorea nicht genug Tests für einen
tatsächlichen Einsatz durchgeführt. „Man stelle sich nur vor, die
Raketen sind falsch kalibriert, die Polung ist falsch und auf einmal
fliegt die Rakete nach China oder Russland.“
Zugleich rechnet er auch nicht mit einem Raketenangriff der USA
auf Nordkorea, weil dieser aus Versehen Verbündete treffen könnte.
„Auch die US-Regierung weiß, dass Raketen ihr Ziel nicht immer so
genau treffen wie gewünscht“, sagte Schmucker. „Wenn die Raketen nur
500 Kilometer von ihrem Ziel abweichen, was für Langstreckenraketen
keine große Abweichung wäre, könnte die Bombe in Japan oder Südkorea
landen. Oder – für die USA noch gefährlicher – in Russland oder
China.“
Schmucker zufolge stammt das nordkoreanische Raketenarsenal aus
russischen Beständen. „Wir können inzwischen eindeutig nachweisen,
dass die Raketen aus Russland stammen“, sagte er. „Das erklärt, warum
die Tests so erfolgreich waren: Die Technik stammt nicht aus
Nordkorea.“ Es sei allerdings unklar, ob die Waffen mit staatlicher
Unterstützung geliefert oder von kriminellen Netzwerken nach
Nordkorea gebracht wurden.
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