Der Versuch, aus der Präsidentenwahl morgen
doch noch einen indirekten Volksentscheid, mit Kandidatenwahlkampf
und falsch adressierten Appellen an die Wahlfreiheit zu machen, in
Ehren. Obwohl fast alle, die ihre Krokodilstränen im öffentlichen
Betroffenheitsgefäß abgeliefert haben, darunter auch ehemalige
Präsidenten, ausnahmslos durch die Pipeline einer Partei ins hohe Amt
gekommen sind. Und so wird es auch morgen sein. Man mag bedauern,
dass die politische Durchlässigkeit für anerkannte, mit eigener
Autorität gesegnete Persönlichkeiten so gering ist. Aber es gibt für
die Figur des Bundespräsidenten erneut gute Gründe, einen auf
TV-Bekanntheit basierenden Günther-Jauch-Effekt nicht zu fördern.
Christian Wulff ist ohne Zweifel der Loyalitätstest für Merkel und
Schwarz-Gelb. Denkzettel für die vielfachen gegenseitigen
Verletzungen, vielleicht im ersten Wahlgang, sind nicht
auszuschließen. Aber dass das bürgerliche Lager „Tabula rasa“ macht
und Gauck ins Amt hebt, wäre eine Überraschung – übrigens mit hohem
Risiko für viele Beteiligte, deren politische Laufbahn gerade erst
begonnen hat.
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Rhein-Neckar-Zeitung
Manfred Fritz
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