RNZ: Schöner Schein – Kommentar zu China/USA

Von Christian Altmeier

Der schöne Schein von Washington überstrahlt alle Gegensätze: Die
aufstrebenden Chinesen genießen die Aufmerksamkeit, die ihnen von der
Weltmacht USA entgegengebracht wird. Frei nach dem Motto: Wir sind
wieder wer. Oder nach chinesischer Lesart: Wir haben wieder ein
Gesicht. Da bricht Staatschef Hu Jintao auch kein Zacken aus der
Krone, wenn er sich der Kritik von US-Kongressabgeordneten stellt und
freimütig bekennt, dass China in Menschenrechtsfragen noch
Nacholbedarf habe. Insofern ist Barack Obama die Gratwanderung
gelungen. Er hat die Milliarden-Geschäfte mit China unter Dach und
Fach gebracht, ohne sich dafür politisch zu sehr verbiegen zu müssen.
Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die chinesischen Machthaber
keine Ideologen, sondern Pragmatiker sind. Solange sie sich nicht
bedroht fühlen, sind sie zu gegenseitigem Geben und Nehmen durchaus
bereit. Auf Dauer werden sich die Differenzen mit Peking aber nicht
unter den ökonomischen Teppich kehren lassen. Denn das Reich der
Mitte rüstet erheblich auf – und könnte den USA bald nicht nur
wirtschaftlich sondern auch militärisch die Stirn bieten. Es wird
viel davon abhängen, ob sich auch dann eine Lösung findet, die beide
Seiten ihr Gesicht wahren lässt.

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