Von Christian Altmeier
Fast neun Jahre sind seit der ersten Afghanistan-Konferenz in Bonn
vergangen. Doch wenn sich die internationale Gemeinschaft heute in
Kabul trifft, sind die Probleme unverändert – oder sogar noch größer
geworden. So haben die internationalen Truppen im Juni dieses Jahres
mit 102 Toten den verlustreichsten Monat in Afghanistan überhaupt
erlebt. Die Offensive gegen die Taliban im Süden des Landes stockt
oder hat gar nicht erst begonnen. Und bei der Korruptionsbekämpfung
der Regierung von Präsident Hamid Karsai handelt es sich um ein
bloßes Lippenbekenntnis. Wenn der Westen nun also davon spricht, dass
die Afghanen bis zum Jahr 2014 selbst für ihre Sichehreit sorgen
können, ist das reines Wunschdenken – das vor allem dazu dienen soll,
die eigene Bevölkerung zu beruhigen. Denn am grundsätzlichen Problem
am Hindukusch wird sich auch künftig nichts ändern: Es gibt keine
funktionierende Zentralgewalt. In der Fläche herrschen mächtige Clans
der jeweiligen Bevölkerungsgruppen, die vom Drogenhandel leben und
sich gegenseitig bekämpfen. Ein Rückfall in den Bürgerkrieg ist damit
vorprogrammiert – ebenso wie das Wiedererstarken der Taliban, denen
das Chaos in Afghanistan in die Hände spielt.
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