RNZ: Zuckerbrot Kommentar zum Umgang des Westens mitÄgypten

Von Christian Altmeier

Der Machtkampf in Ägypten scheint endgültig entschieden. Das
Militär sitzt fest im Sattel und weiß die Mehrheit der Bevölkerung
hinter sich. Mit dieser Situation hat sich nun offensichtlich auch
der Westen arrangiert. Die Kritik am gewaltsamen Sturz des gewählten
Präsidenten Mohammed Mursi ist verstummt. Die Frage, ob es sich dabei
um einen Putsch handelte, wird ausgeblendet. So vermied
Bundesaußenminister Westerwelle bei seinem Besuch in Kairo jegliche
Bewertung der politischen Situation. Und sein amerikanischer
Amtskollege John Kerry ging sogar noch einen Schritt weiter, indem er
das Eingreifen der Armee ausdrücklich lobte. Vorrangiges Ziel des
Westens ist, die Lage in Ägypten zu beruhigen. Denn ein weiterer
Niedergang des Landes am Nil könnte die gesamte Region
destabilisieren. Doch eine dauerhafte Befriedung kann nur gelingen,
wenn es einen gemeinsamen Neuanfang aller gesellschaftlichen Kräfte
gibt – die den politischen Islam mit einschließt. Derzeit versucht es
der Westen mit Zuckerbrot. Wirkt dies nicht, steht den wichtigsten
Handelspartnern Ägyptens freilich auch ein ökonomisches Druckmittel
zur Verfügung, das gerade das mit der Wirtschaft eng verflochtene
Militär nicht unbeeindruckt lassen dürfte.

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