Brüssel (wnorg) – Der Fischfang und Fischkonsum der Europäer ist offensichtlich höher als ihnen das gegenüber dem Rest der Welt zusteht. Eine aktuelle Untersuchung zeigt ein deutliches Missverhältnis auf. Es fehlt in der europäischen Fischbewirtschaftung demnach an Nachhaltigkeit. Europa verbraucht mehr Fisch als ihm zusteht.
Wer in der EU lebt und mehrmals wöchentlich Fisch isst, verhält sich nicht weltgerecht. Eine Studie des New Ecomonics Foundation Nef mit der Umweltorganisation Pew Environment Group (pewenvironment.eu) hat einen EU-Fischkalender erstellt, bei dem die Menge an Fisch, die nachhaltig gefangen oder gezüchtet werden kann, mit der tatsächlichen Konsumation verglichen wird. Demnach essen die Europäer doppelt so viel Fisch wie sie eigentlich dürften. „Unsere EU-Fischfangflotten fahren um die ganze Welt, um Fische zu fangen. Das führt zu einer ökologischen Verschuldung der EU-Bürger“, meint Mike Walker, Communications Manager der Pew Environment Group gegenüber der Nachrichtenagentur pte. Die Umweltorganisation hat den Fischkalender sogar auf die einzelnen EU-Länder übertragen. „In Deutschland ist dieses Debit bereits am 5. Mai erreicht“, erläutert der Experte. das bedeutet, dass jeder ab dem 6. Mai in Europa verbrauchte Fisch zu Lasten der restlichen Welt geht.“ Im Prinzip geht es darum, das EU-Fischereirecht gründlich zu reformieren und Fischerei endlich nachhaltig zu machen“, so Walker.
Walker weiter: „Die zunehmende Abhängigkeit der EU vom Fischfang führt dazu, dass wir stark von Fischen außerhalb der Grenzen abhängig sind. Dieser Trend verschlimmert sich zusehends“, erklärt Walker. „In Wirklichkeit nehmen wir Anderen den Fisch weg. Dramatisch daran ist, dass auch die weltweiten Fischbestände bereits voll oder zumindest zum Großteil ausgebeutet sind.“ Auch Fische und andere Meeresfrüchte aus Aquakulturen werden in die Berechnungen miteinbezogen. Auch hier müssen Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden. Walker: „Die EU fischt immer weiter weg von Europa in immer tieferen Regionen. Daher muss die Notbremse gezogen werden, ehe es zu spät ist. Ziel ist es, eine Situation zu schaffen, in der EU-Bürger ohne schlechtes Gewissen Fisch einkaufen und sich sicher sein können, dass diese Fische nicht noch weitere Bestände dezimiert haben. Wenn man heute im Supermarkt Käse kauft, würde man dann auch keinen Einkaufsratgeber brauchen“, beschreibt Walker das angestrebte Ziel.
Da der EU-Markt für Speisefisch der größte weltweit ist, ist er auch für zusätzliche Exporte der Entwicklungsländer nach Europa Entwicklungsländern interessant. Das führt umgekehrt jedoch dazu, dass auch dort die Überfischung zunimmt. Als weitere negative Konsequenz kommt die finanzielle Förderung für die Fischwirtschaft hinzu, die keine Markttransparenz zulässt. „Die Aufrufe von Medizinern aus Gesundheitsgründen weniger Fleisch und mehr Fisch zu essen, erhöhen die Nachfrage nach dem wertvollen Gut noch mehr“, ist sich Walker sicher.