
Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann (SPD) will den Druck auf die Bundesregierung für eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden an Gebäuden durch Hochwasser und Fluten erhöhen. „Es gibt in Deutschland so etwas wie eine Hochwasser-Amnesie“, sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe). „Das wollen wir mit dem Solidarmodell durchbrechen.“ Umweltministerkonferenz berät am Freitag über einen Vorstoß, laut dem eine Pflicht-Elementarschadenversicherung gefordert wird.
Willingmann schwebt ein solidarisches Versicherungsmodell vor. In diesem Modell gäbe es keine Risikobewertung für jedes einzelne zu versichernde Wohnhaus, stattdessen würden alle Eigentümer die gleiche Pauschale zahlen. Durch die hohe Zahl der Versicherten bliebe der Preis vertretbar, so das Konzept. Laut Willingmanns Umweltministerium kostet eine vergleichbare Pflicht-Versicherung in Frankreich aktuell im Schnitt etwa 41 Euro pro Jahr. In Sachsen-Anhalts Umweltressort werden rund 150 Euro jährlich als möglicher Richtwert betrachtet.
In Sachsen-Anhalt sind 49 Prozent der Hausbesitzer derzeit nicht gegen Flutschäden versichert, teilte Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf MZ-Anfrage mit. „Diese Gruppe hofft offenbar, dass schon alles gut geht“, sagte Willingmann. „Oder dass der Staat im Schadensfall einspringt.“ Bei früheren Fluten in Sachsen-Anhalt waren die Schadenssummen erheblich. 2002, als Elbe und Mulde über die Ufer traten, summierten sich die Schäden auf zwei Milliarden Euro. Ähnlich war es bei der Jahrhundertflut 2013.
Willingmann warnte, nicht nur Häuser an Flüssen seien gefährdet. „Lange hat man Hochwasser- und Flutrisiko vor allem mit Wasserläufen verbunden. Mit den unübersehbaren Folgen des Klimawandels sehen wir aber, dass beispielsweise Starkregen jede Region treffen kann“, sagte er der MZ. „Das Risiko ist mittlerweile breit verteilt. In Sachsen-Anhalt mussten wir erleben, dass Jahrhunderthochwasser eben nicht nur alle hundert Jahre vorkommen.“
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