Schwäbische Zeitung: Ärzte vor den Kopf gestoßen

Die Bundesregierung möchte dem drohenden
Ärztemangel auf dem Land entgegenwirken. Das ist löblich. Denn es
zeichnet sich ab, dass nicht jede Praxis in jedem noch so kleinen
Nest zu halten sein wird. Von den niedergelassenen Ärzten haben viele
die 50 Jahre schon überschritten, und die Jungen zieht es nicht als
Einzelkämpfer aufs Dorf.

Dass die Große Koalition Geld verplant, um die medizinische
Versorgung fernab der Metropolen zu fördern, geht deshalb in die
richtige Richtung. Ebenso die Vergütungsanreize für Ärzte, die sich
in unterversorgten Gebieten niederlassen. Doch auf die Drohgebärden
hätte Gesundheitsminister Hermann Gröhe besser verzichtet. Mit der
Vorgabe, dass Arztsitze in scheinbar überversorgten Gebieten
wegfallen sollen, hat er viele Ärzte vor den Kopf gestoßen. Denn
deren Lebenswirklichkeit – volle Wartezimmer und Terminkalender,
dabei wenig Zeit – hat mit der Bedarfsplanung auf der Basis des
Jahres 1993 wenig zu tun.

Dass Gröhe auf der anderen Seite sogenannte Terminservicestellen
anordnet, damit Patienten innerhalb von vier Wochen eine
Facharztbehandlung bekommen, wirkt schon fast wie launige
Politikerironie. Aber vielleicht wissen es die Patienten ja zu
schätzen, dass sie künftig rasch einen Termin bekommen bei einem
unbekannten Facharzt ihrer Wahl.

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