Schwäbische Zeitung: Am längeren Hebel – Kommentar

Grob geschätzt kostet es den Steuerzahler rund
200 000 Euro, bis ein Medizinstudent ausgelernt hat und sich
verdienstvoll am Patienten zu schaffen machen könnte. Die Betonung
liegt auf könnte. Denn die Realität sieht anders aus. Rund 30 Prozent
der Medizinabsolventen zieht es nach ihrem Studium ins Ausland oder
in ein Unternehmen. Nachbarländer wie die Schweiz können sich ob
diesem Exodus die Hände reiben. Sie lassen ausbilden, sparen Geld –
der volkswirtschaftliche Nutzen ist ihrer.

In Baden-Württemberg und Bayern fehlen nach Schätzungen des
Marburger Bundes inzwischen bis zu 4000 Ärzte an Kliniken. Eine
komfortable Basis für die Tarifverhandlungen der Spartengewerkschaft.
Wenn die kommunalen Arbeitgeber nicht länger zuschauen wollen, wie
ihre Kliniken personell ausbluten, müssen sie mehr Geld lockermachen.
Und wenn sie dies finanziell nicht leisten können, werden sie ihre
Krankenhäuser dichtmachen. Das wäre zwar bitter für viele Patienten –
gerade im ländlichen Raum. Aber die Alternative sind in den gegebenen
Strukturen steigende Gesundheitskosten.

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