Gemessen daran, dass Schlecker die letzte
Pressekonferenz 1990 gegeben hat, war der Auftritt vor weit mehr als
100 Journalisten ein großer Schritt. Die Reporter werden in die Welt
tragen, wie Meike Schlecker blass, nervös, aber mit fester Stimme
verkündete, dass die Familie eben nicht auf Milliarden sitze, sondern
dass kein Geld mehr da sei. Aber angesichts der vielen Skandale, für
die Schlecker jahrelang gesorgt hat, bis hin zur aktuell dramatischen
Situation des Ehinger Unternehmens, war der Auftritt eine
Enttäuschung. Wann, wenn nicht jetzt, ist es an der Zeit, ein paar
mehr Fakten auf den Tisch zu legen? Und wann, wenn nicht jetzt, zeigt
Anton Schlecker dazu sein Gesicht?
Doch von Anton Schlecker keine Spur. Grund: Er habe ja die
Geschäfte an die Kinder abgegeben. So kann ein Unternehmen erklären,
warum der Gründer, der Verantwortliche, der Herr des Imperiums, der
angeblich sein komplettes Privatvermögen der Firma geopfert hat,
nicht erscheint. Befriedigend ist das aber nicht. Nicht für die
Mitarbeiter und nicht für die Kunden. Zwar hat kaum einer mit seinem
Erscheinen ernsthaft gerechnet. Gerade deshalb: Um der
Glaubwürdigkeit willen hätte Anton Schlecker ein klares Wort in aller
Öffentlichkeit sprechen müssen. Das blieb er schuldig. Er hat über
viele Jahre fatale Fehler gemacht, die sein Unternehmen dorthin
gebracht haben, wo es jetzt steht. Fehler, die er eingestehen muss,
bevor die Kinder sein Erbe weiterführen. Diese Chance hat Anton
Schlecker gestern nicht ergriffen.
Für Schlecker-Verhältnisse war es erstaunlich offen, zuzugeben,
dass kein Geld mehr da ist. Und Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat
glaubwürdig erklärt, dass er noch nicht sagen kann, wie viele Jobs
abgebaut und Filialen geschlossen werden müssen. Doch selbst auf
mehrmaliges Nachfragen will das Management grundlegende Fragen nicht
beantworten und Zahlen nicht nennen. Zum Beispiel, wie viele Filialen
Schlecker in Deutschland hat. Da stellt sich schon die Frage, wie
ernst die Zusage für mehr Offenheit und Transparenz jemals gemeint
war.
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