Schwäbische Zeitung: Bei Schlecker geht es auch um Glaubwürdigkeit – Kommentar

Es ist kein Skandal der deutschen Politik, wenn
letztlich die Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten
gescheitert ist. Vielmehr ist es ein übles Spiel, wenn SPD-Politiker
der Bevölkerung vorgaukeln, der Staat könne bei Pleiten die
Betroffenen retten. Wenn der frühere SPD-Chef Beck in diesem
Zusammenhang der FDP vorwirft, sie betreibe Populismus auf Kosten der
Schlecker-Frauen, dann zeigen vier Finger auf den zurück, der mit
einem auf die Liberalen zeigt. Sie sind – und das ist überraschend
genug – einmal ihrer Programmatik treu geblieben. Wirtschaftliche
Vernunft hat in diesem Fall nichts mit Marktradikalität zu tun.

Konkurse gehören zur Sozialen Marktwirtschaft, und eine Frage sei
erlaubt: Was hätte denn die Transfergesellschaft in ein paar Monaten
besser machen können, als es die Arbeitsagenturen demnächst tun
werden? Die ersten Schlecker-Konkurrenten signalisieren bereits
Interesse an den Mitarbeiterinnen. Es ist wahrscheinlich, dass vor
allem hier in Baden-Württemberg viele Frauen schnell wieder einen
Arbeitsplatz bekommen werden.

Es geht aber auch um Glaubwürdigkeit. Was hätten die anderen
Menschen gesagt, die jüngst ihren Job verloren haben? Vielleicht der
Mechaniker aus der Autowerkstatt oder der Spezialist von einer
Solarfirma? Sie haben Steuern gezahlt, sie haben in die
Sozialversicherung eingezahlt und niemand fordert für sie eine
Transfergesellschaft. Zu klein eben. Zu wenig medienwirksam.

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