Schwäbische Zeitung: Betreuungsgeld ist falsches Signal – Leitartikel

Fernhalteprämie, Herdprämie, die Beschimpfungen
des Betreuungsgeldes sind vielfältig. Sie übersehen, da haben seine
Befürworter völlig recht, eine Tatsache: Dass es um sehr kleine
Kinder geht. Um Kinder zwischen ein und zwei Jahren, die mit einer
Betreuungsperson in ihrer Nähe, das kann die Mutter, die Oma oder
auch eine Tagesmutter sein, vielleicht besser behütet werden als in
manchmal zu vollen Krippen. Trotzdem ist das Betreuungsgeld politisch
falsch.

Deutschland muss sich angesichts der demographischen Entwicklung
und angesichts der Erwerbswünsche von Frauen zum Ziel setzen,
Berufstätigkeit und Kindererziehung besser als bisher unter einen Hut
zu bringen. Das kann durch mehr Krippenplätze, durch mehr
Teilzeitarbeit, durch eine größere Einbeziehung der Väter, durch
Familienfreundlichkeit in Betrieben, einfach durch die bessere
Vereinbarkeit von Beruf und Familie geschehen, nicht aber durch das
Betreuungsgeld.

Auffallend aber ist eines: In keiner Frage wird so emotional
gestritten wie beim Betreuungsgeld. Denn Mütter in Deutschland
geraten unter Druck, ganz gleich, wie sie sich entscheiden. Die
berufstätige Frau muss sich ständig mit dem Verdacht, eine
Rabenmutter zu sein, auseinandersetzen. Die nicht berufstätige Frau
muss sich gegen den Vorwurf wehren, Heimchen am Herd zu sein.

Aber wie auch immer sich Familien entscheiden, das ist ihre Sache
und soll ihre Sache bleiben. Kein Kind wird zwangsweise in eine
Krippe abgeholt. Es gibt die viel beschworene Wahlfreiheit, denn
Familien mit nichterwerbstätigen Müttern werden steuerlich und in den
Sozialsystemen unterstützt. Auf der anderen Seite aber gibt es bisher
nur für ein Drittel der Kinder Krippenplätze. Um wirklich
Wahlfreiheit zu gewährleisten, müsste also das Geld eher in Kitas
gesteckt werden. Kitas können die frühkindliche Bildung fördern,
gerade bei benachteiligten Kindern. Aus all diesen Gründen ist – und
bleibt – ein Betreuungsgeld das falsche Signal.

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