Schwäbische Zeitung: Den Schaden hat die Schweiz – Leitartikel

Vielleicht war es für die Schweiz mal wieder an
der Zeit, den Deutschen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Der neue
eidgenössische Bundesanwalt hat Haftbefehl gegen drei deutsche
Steuerfahnder erlassen und damit hierzulande einen Sturm der
Entrüstung ausgelöst. Nur geht es hier weniger um deutsche Fahnder
als um Schweizer Innenpolitik. Denn Bundesanwalt Michael Lauber will
mit einem Paukenschlag den Menschen zwischen Lugano und Schaffhausen,
zwischen Genf und St. Gallen klarmachen, dass er seine
Bundesanwaltschaft fest im Griff hat. Michael Lauber ist ein kluger
Mann, er war früher für den Liechtensteinischen Bankenverband tätig
und kennt sich in der Bankenwelt bestens aus.

Doch was Lauber angerichtet hat, kann seine Landsleute nicht
erfreuen: Allüberall bricht jetzt die Diskussion um Schwarzgelder
wieder los. Dass das Bankenwesen in der Schweiz sich wird reformieren
müssen, um in einer globalisierten Welt zu bestehen, wissen viele
Eidgenossen. Doch nur die wenigsten sprechen es aus. Das Problem wird
vertagt, weil die direkte, die konfrontative Auseinandersetzung mit
drängenden Problemen nicht zu den Schweizer Gepflogenheiten gehört.
Stattdessen wird lieber die antideutsche Karte gespielt, die zieht
immer, ob bei Arm oder Reich, bei Links oder Rechts.

Deutschenfeindliche Reflexe werden in der Schweiz in
unregelmäßigen Abständen und unterschiedlicher Intensität bedient,
gerne im Wahlkampf oder im nachrichtenarmen Sommerloch. Für die in
der Schweiz lebenden Deutschen sind sie allemal unangenehm, weil sich
der Volkszorn dann auch verbal in der Straßenbahn oder der Beiz am
Biertisch entlädt. Die Deutschen am Zürichsee werden das aushalten,
wie sie jede Welle von öffentlicher Deutschen-Schelte ausgehalten
haben. Vielleicht verstehen die linken wie die rechten Haudraufs, die
versuchen Stimmung zu machen, dass solche Aktionen dem Geschäft nicht
gut tut. Den Schaden nach den Haftbefehlen, den hat die Schweiz.

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