Schwäbische Zeitung: Die besten Köpfe wählen selbst – Kommentar

Es ist längst überfällig, die Zuwanderung für
hochqualifizierte Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern zu erleichtern.
Bislang hat Deutschland diese Potenziale viel zu wenig für die eigene
Wirtschaft ausgeschöpft. Doch schon werden Gegenstimmen laut: Erst
sollen arbeitsuchende Einheimische Chancen bekommen, bevor Fremde die
Jobs erhalten. Doch Kritiker können beruhigt sein: Mit einer Flut an
Zuwanderern ist sicher nicht zu rechnen. Welcher weltoffene Absolvent
bevorzugt eine Stelle in Deutschland, wenn seine Landsleute – wie bei
Indern oft der Fall – längst in Metropolen der USA, in Kanada oder in
London erfolgreich Fuß gefasst haben, ihr fließendes Englisch dort
bestens verstanden wird, ihre Hautfarbe nicht auffällt und gute
Gehälter bezahlt werden? Die Kritik an der Mindestverdienstgrenze,
die nun bei 44800 Euro anstatt bislang 66000 Euro im Jahr liegt, wäre
berechtigt, wenn dadurch wirklich Lohndumping entstünde. In der
Praxis werden Unternehmen ohnehin viel mehr Geld investieren müssen,
um die international besten Köpfe überhaupt gewinnen zu können.

Die Hürden bleiben für diese Zuwanderer eh hoch genug: Laut Studie
weiß jeder zweite ausländische Student in Deutschland nicht, was er
tun muss, um später im Land zu bleiben. Hier ist bessere Beratung an
den Unis und bei Behörden gefragt. Und wer eine Stelle gefunden hat,
darf sich erst nach drei Jahren dauerhaft niederlassen und die
Familie nachholen. Nicht leicht für die Lebensplanung junger
Menschen, die ihre Liebsten nicht übers Wochenende besuchen können,
weil sie auf einem anderen Kontinent wohnen. Die gern diskutierte
fehlende Willkommenskultur kann weder Politik noch Wirtschaft alleine
regeln. Jeder Einzelne sollte sich gerne darum kümmern, dass sich
Fremde bei uns wohlfühlen.

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